3.2 Die Zeitgeschwindigkeit

Wir erleben alle eine permanente Zeitreise. Niemand von uns hält inne, jeder bewegt sich in Richtung Zukunft. Alle mit derselben Geschwindigkeit. Diese so banal klingende Tatsache gilt es zunächst einmal festzuhalten. Es ist zwar nicht das, was man sich weitläufig unter Zeitreisen vorgestellt hat. Jedoch um darauf immer wieder leicht zurückgreifen zu können, geben wir dieser Tatsache einen Namen. Damit es sich theoretischer anhört, bezeichnen wir diesen Umstand mit:

Axiom 1:
Jeder bewegt sich mit derselben Geschwindigkeit in die Zukunft.

So könnte man es festhalten als die Zeitreise, die wir jeden Tag erleben. Allerdings scheinen wir doch mit den im täglichen Leben erfahrenen und erlernten Begriffen Probleme zu bekommen. Was versteht man hierbei unter Geschwindigkeit? Der von uns erlebte Begriff Geschwindigkeit definiert eine zurückgelegte „Strecke pro Zeit“. Das trifft es aber nicht, was wir eigentlich festhalten wollten. Wenn wir eine halbe Stunde im Café sitzen und einen Kaffee trinken, haben wir uns eine halbe Stunde in Richtung Zukunft bewegt, obwohl wir uns nicht bewegt haben und auch keine Strecke zurückgelegt haben. Es fällt auf, dass wir uns begrifflich nur mit dem Vokabular unterhalten können, mit dem wir täglich umgehen. Wenn wir uns also etwas präziser über das Thema Zeitreisen unterhalten wollen, bedarf es offensichtlich zunächst ein paar begrifflicher Präzisierungen.

Nehmen wir einmal die erlebte halbe Stunde im Café. Wie kann man diese halbe Stunde auf dem Weg in die Zukunft deklarieren? Nun, um beim Begriff Weg in die Zukunft zu bleiben, entspricht der Weg auf dem Zeit-Ereignisstrahl TE die zurückgelegte Zeitspanne, also die halbe Stunde. Wenn wir synonym die uns bekannte Definition der Geschwindigkeit „Weg pro Zeit“ verwenden, haben wir auf dem Zeitstrahl die Strecke „eine halbe Stunde“ in einer halben Stunde zurückgelegt. Wir können also definieren:

Definition:
Zeitgeschwindigkeit = zurückgelegte Zeitstrecke (auf dem TE-Strahl) / benötigte Zeit

Ob diese Definition sinnvoll ist, eventuell noch präzisiert werden muss oder vielleicht sogar gänzlich ungeeignet ist, wird sich möglicherweise später noch zeigen. Zunächst jedenfalls wurde erkannt, dass es begrifflicher Präzisierungen bedarf, um sinnvoll über das Thema Zeitreisen diskutieren zu können. Somit kann das Axiom 1 präzisiert werden zu:

Axiom 1:
Jeder bewegt sich mit derselben Zeitgeschwindigkeit in die Zukunft.

Und natürlich ist es nicht weiter verwunderlich, dass die von uns erlebte Zeitgeschwindigkeit konstant = 1 ist. Für das Zurücklegen von einer halben Stunde benötigen wir exakt eine halbe Stunde. Und genau das gilt es, bei Zeitreisen zu verändern. Wir möchten also ein Objekt auf dem Zeit-Ereignisstrahl TE springen lassen können, vom Zeitpunkt G = Gegenwart zu einen beliebigen Zeitpunkt Z in die Zukunft oder V in die Vergangenheit. Ob wir selbst das Objekt sind oder ob es ein Gegenstand ist, gilt es, besonders zu betrachten. Dabei möchten wir vom gewöhnlichen Zeitablauf abweichen, so wie es in der Definition bei Wikipedia steht. Das bedeutet konkret, dass wir uns mit einer Zeitgeschwindigkeit „ungleich 1“ auf dem Zeitstrahl bewegen müssen.

Damit fängt es bereits an, schwierig zu werden. Sagen wir einmal, wir möchten auf dem Zeitstrahl vom Punkt G = Gegenwart zu einem Punkt Z in die Zukunft springen. Springen soll ja wohl bedeuten mit einer benötigten Zeit von quasi 0 Sekunden, jedenfalls deutlich schneller als die zu überspringenden Zeit. Nehmen wir einmal an, wir wollen uns das Kaffeetrinken im Café ersparen und möchten vor dem Kaffeegenuss direkt zum Ende des Cafébesuchs springen. Dann möchten wir das mit der folgenden Zeitgeschwindigkeit realisieren:

Zeitgeschwindigkeit = ½ Stunde / 0 Stunden = unendlich (schnell)

In jedem Fall möchten wir den Zeitsprung natürlich in weniger Zeit als einer halben Stunde bewerkstelligen, obwohl es sicherlich auch eine Betrachtungsweise wert wäre, wenn wir für diese halbe Stunde vielleicht fünf Stunden benötigen würden. Da unendlich eine so schwer vorstellbare Größe ist, haben wir es einmal nicht so eilig und stellen uns vor, dass der Zeitsprung fünf Sekunden benötigen würde. Dann würden wir für die Zeitgeschwindigkeit:

Zeitgeschwindigkeit = (30 Minuten x 60 Sekunden/Minute) / 5 Sekunden = 360

benötigen. Auch wenn uns diese Zahl 360 als Zeitgeschwindigkeit keine vorstellbare Größe erfahren lässt, so sagt sie uns zumindest, dass wir die Zeitspanne „eine halbe Stunde“ bei einer 5-sekundigen Zeitreisedauer mit der 360-fachen Zeitgeschwindigkeit bereisen. Diese Zahl ist zumindest nicht unendlich und somit etwas greifbarer. Falls wir nun denselben Zeitsprung vom Ende des Cafébesuchs zum Anfang des Cafébesuchs betrachten, also eine Reise in die Vergangenheit, wird die Zeitgeschwindigkeit negativ. Ansonsten würde sich nichts ändern.

Anders jedoch als bei der uns bekannten Geschwindigkeit mit der Einheit [m/s (Meter pro Sekunde)] besitzt die Zeitgeschwindigkeit keine Einheit. Sie ist als das x-Fache des normalen Zeitablaufes zu begreifen.

Mit x größer als 1 bewegt man sich also um das x-Fache

schneller als die Zeit!

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