Endlos zog sich das kalte Weiß durch die Landschaft. Tannenzweige ächzten unter der Schneelast. Immer wieder gaben sie nach und ließen den Schnee zu Boden gleiten. Feiner Pulverschnee folgte ihm sanft. Einzelne Fußstapfen, verwaist wie sein Herz, verrieten nur kurz seine Anwesenheit im Wald. Dicke Schneeflocken würden seine Spuren schon bald wieder ausradieren, so wie der Wind seinen weißen Atem fortwehte. Kälte legte sich auf seine Haut, die Ohren schmerzten und er konnte fühlen, wie sie sich mit rötlich schimmernder Durchblutung zur Wehr setzten. Er zupfte seinen Schal zurecht. Die Sonne kitzelte mit ihren Strahlen den flauschigen Schnee, was er ihr mit einem millionenfachen Glitzern dankte.
Im Kopf sah er Geronimos Pfötchenspuren vor sich, die ihm stets deutlich den Weg gezeigt haben. Hin und wieder wies das Zickzack seiner Spuren auf Abstecher zu Bäumen und Sträuchern hin, bei denen es etwas zu beschnüffeln gab. Es tat gut, diesen Weg zu gehen. Den Weg, den er und Geronimo als ihren Weg bezeichneten.
Er kniff die Augen zusammen, das Glitzern der Schneekristalle blendete ihn. Einen Moment hielt er inne und lauschte in den Wald hinein. Nur flach, ganz leise, atmete er. Doch da war nichts als die Totenstille, die ihn gefrieren ließ. Er schloss die Augen und im selben Moment hörte er Geronimo. Er schüttelte sich und befreite sich vom Schnee in seinem Fell, ehe er seinen Weg fortsetzte. Leise vernahm er seine Schritte. Mit jedem Pfötchentritt knirschte der Schnee darunter und hinterließ einen tiefen Abdruck.
Ein kräftiger Windhauch umwehte sein Gesicht und transportierte feinsten Pulverschnee mit sich. Eiskalte Luft erreichte seine Lungen und reizte die Atemwege. Doch nichts vermochte das Feuer zu bändigen, das in seinem Herzen zu brennen begann. Klar und deutlich sah er Geronimo im Schnee, wie er sich zu ihm umdrehte und auf ihn zugerannt kam. Erst schnell, bis er kurz vor ihm abbremste und mit seinen Augen um eine Streicheleinheit bat. Ganz deutlich sah er seine Augen, die so viel Liebe ausstrahlten. Er presste seine Hände auf die Brust. Erinnern tat weh.
„Eines Tages sehen wir uns wieder“, flüsterte er. Wenn schon der Blick in seine Augen ihm das Herz zerreißt, wie würde es sein, wenn er ihn eines Tages wiedersehen würde, ohne Körper, nur seine Seele, sein Innerstes. Er hatte keine Angst mehr vor dem, was da eines Tages auch ihn ereilen würde. Er hatte jetzt etwas, auf das er sich freuen konnte.